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Nachhaltiger Tourismus: Ein mathematisches Modell.
Je mehr ich mich mit Themen der Digitalisierung und Nachhaltigkeit im Tourismus auseinandersetze, desto öfter wünsche ich mir einfache Antworten auf schier grenzenlose und immer komplexere Zusammenhänge in dieser Branche. Gleichzeitig spukt seit einiger Zeit in meinem Kopf die Idee einer mathematischen Formel für einen Gleichgewichts-Zustand im Tourismus herum. Eine Formel, die mit Hilfe von fundierten Annahmen und einiger weniger Schlüsselfaktoren praxistaugliche Antworten auf Tobias Morettis Rede mit dem Titel „Wann ist genug genug? Und: Wann isch oans mehr als koans?“ im Rahmen der 125-Jahr-Feier der Tirol Werbung 2014 in Erl liefert.
Das Problem: Ich verfüge über allgemein gutes Verständnis von Mathe, bin aber wahrlich weder ein Rechengenie, geschweige denn ein Formel-Experte. Und hier kommt nun die KI zum Einsatz. Mit Hilfe von ChatGPT habe ich versucht, einen mathematischen Ansatz gemäß des Whitepapers „Tourismus im Gleichgewicht – 2.0“ für eine Balance zu entwickeln und bin fündig geworden.
In den nachfolgenden Absätzen erkläre ich die Herleitung einer Formel, von der ich glaube dass sie für die Zusammenhänge beim Thema nachhaltige Entwicklung im Tourismus hilfreich sein könnte.
1. Die Stakeholder-Faktoren
Das Modell beginnt mit der Identifizierung von drei Schlüsselfaktoren:
- E – die Zufriedenheit der Einheimischen
- G – die Zufriedenheit der Gäste
- U – der Zustand der Umwelt
Jeder dieser Faktoren wird durch spezifische Indikatoren gemessen und auf einer Skala von 0 (sehr schlecht) bis 1 (sehr gut) bewertet.
2. Die Gewichtung der Faktoren
Um die relative Bedeutung jedes Stakeholder-Faktors zu reflektieren, werden Gewichte eingeführt:
- wE für Einheimische
- wG für Gäste
- wU für die Umwelt
Diese Gewichte müssen sich zu 1 summieren, um ein ausgewogenes Verhältnis zu gewährleisten:
Das Gleichgewicht
Das Gleichgewicht, oder die Balance B, wird dann als gewichteter Durchschnitt der Zufriedenheitsfaktoren definiert:
Berücksichtigung der Tragfähigkeit
Um die Tragfähigkeit zu integrieren, werden Carrying Capacity-Faktoren (CC) für jede Stakeholder-Gruppe hinzugefügt:
- CCE für Einheimische
- CCG für Gäste
- CCU für die Umwelt
Ein Wert über 1 bei diesen Faktoren würde bedeuten, dass die aktuelle Belastung über der Tragfähigkeit liegt, was zu negativen Auswirkungen führen könnte.
Einbeziehung der Tourismusintensität
Die Tourismusintensität (TI) wird entweder als eigenständiger Faktor oder als Modifikator für die anderen Faktoren in das Modell aufgenommen. Dies könnte die Formel wie folgt beeinflussen:
Die Frage nach dem „Genug“
Um die optimale Tourismusintensität zu ermitteln, bei der das Gleichgewicht den Wert 1 erreicht, wird die Formel nach TI umgestellt:
Diese Gleichung gibt nunmehr an, unter welchen Bedingungen das Gleichgewicht (B) den Wert 1 erreicht. Liegt der Wert unter oder über der tatsächlichen Tourismusintensität, lässt sich hieraus auch objektiver beurteilen, ob noch Wachstum möglich wäre, oder eine regulierend (Stichwort: Besucherstromlenkung) eingegriffen werden sollte.
Die Gleichung setzt allerdings voraus, dass alle anderen Variablen (Zufriedenheit, Carrying Capacities) bekannt und quantifizierbar sind und dass die Beziehungen zwischen diesen Variablen linear und unabhängig sind, was in der realen Welt möglicherweise nicht ganz so zutrifft. So bleiben beispielsweise auch saisonale Schwankungen unberücksichtigt.
In der Praxis müsste man alle Faktoren und das Ergebnis der Formel in Echtzeit messen und hätte damit gerade mal nur einen Pulsschlag – für ein Skigebiet, für eine beliebte Wanderroute, für einen Tourismus-Hotspot oder Instagrammable Place. Für ein Gesamtbild in Tirol müssten enorm viele Daten erhoben und laufend Ergebnisse berechnet werden.
Immerhin berücksichtigt diese Formel unterschiedliche Interessen und Aspekte und ermöglicht eine systematische Betrachtung der drei wesentlichen Säulen der Nachhaltigkeit: wirtschaftliche Entwicklung, soziale Verantwortung und ökologische Tragfähigkeit.
Indem die Formel spezifische Gewichtungen für die Zufriedenheit der Einheimischen, der Gäste und den Zustand der Umwelt einführt, unterstreicht sie die Notwendigkeit, alle Stakeholder gleichermaßen zu berücksichtigen und fördert damit unter Umständen eine ausgewogenere Tourismuspolitik.